F_in Stellungnahme* zum Abschlussbericht der DFL-Taskforce „Zukunft Profifußball“ mit Fokus auf Frauen im Fußball:
Nicht nur träumen, sondern handeln!
Für mehr Geschlechtergerechtigkeit im Fußball.
Am 3. Februar wurde auf einer Pressekonferenz der Abschlussbericht zu der von der DFL eingesetzten Taskforce "Zukunft Profifußball" vorgestellt. Dabei wurde die Öffentlichkeit eingeladen, zu träumen und ins Jahr 2030 zu folgender Vision zu reisen: "Der Profifußball wirkt nach innen und nach außen als Vorbild für eine inklusive Gesellschaft."
Von dieser Vision träumen wir und viele andere mit uns bereits seit vielen Jahren. Aber wir träumen nicht nur, sondern arbeiten seit Langem darauf hin, diese Vision auch zu verwirklichen – und haben dabei mehr als einmal Niederlagenkompetenz bewiesen.
Dem Ziel Geschlechtergerechtigkeit näher gekommen
Im Abschlusspapier wird das Bekenntnis zu Nachhaltigkeit im deutschen Profifußball, zu der neben einer ökonomischen und einer ökologischen auch eine soziale Verantwortung als "wesentliche Grundlage" gehört, empfohlen. Für Nachhaltigkeit-Standards könnte, so der Abschlussbericht, das "klare Eintreten für Werte wie Inklusion, Antirassismus und Diversität“ ein möglicher Schwerpunkt sein. Beides teilen wir ausdrücklich, auch wenn die Punkte bedauerlicherweise im Konjunktiv gehalten sind.
Wir begrüßen, dass im Abschlussbericht Frauen im Fußball auf und neben dem Spielfeld in den Blick genommen und gefördert werden sollen. Es finden sich Vorschläge zur Stärkung des Frauenfußballs sowie zur Förderung von und somit zu mehr Frauen in Führungspositionen, als Trainerinnen und als Schiedsrichterinnen. Um "Vorbilder für junge Mädchen zu kreieren" sollen Konzepte ausgearbeitet werden, wie die mediale Sichtbarkeit von Frauen im Fußball erhöht werden kann. Durch die Empfehlung, den Fandialog zu intensivieren, könnte auch die Teilhabe weiblicher Fans im Profifußball gestärkt werden. Die "ersten Schritte" zu mehr Diversität im Profifußball, die in dem Papier genannt werden, scheinen auf den ersten Blick also umfassend.
Mit "Leitplanken ziehen" ist es nicht getan
Zu Geschlechtergerechtigkeit im Fußball gehört jedoch mehr, als den Anteil weiblicher Führungskräfte oder Trainerinnen zu erhöhen sowie den Frauenfußball zu fördern. Denn nur, wenn sich auch Strukturen ändern, greifen die im Abschlussbericht genannten Ziele und Visionen. Es braucht also eine ganzheitliche, langfristige und nachhaltige Strategie zum Abbau von Geschlechterungleichheiten mit ineinandergreifenden Maßnahmen. Eine solche Strategie können wir in dem Abschlussbericht der DFL-Taskforce nicht erkennen. Es fehlen Maßnahmen, wie sie auch in dem Bericht der AG „Gesellschaftliche Verantwortung“ der Faninitiative "Zukunft Profifußball" enthalten sind. Bspw., dass DFL und Vereine ihre Vorbildfunktion und Reichweite nutzen und dazu beitragen, Geschlechterstereotype und -vorurteile abzubauen. Maßnahmen wie die Sensibilisierung aller Akteur*innen im Fußball zu Vielfalt und Inklusion – insbesondere zum Umgang mit und Vermeidung von sexueller und sexualisierter Gewalt. Genau diese unterschiedlichen Maßnahmen bieten die Chance, Strukturen im Fußball zu verändern und ihn somit nachhaltig vielfältiger zu gestalten.
Denn wenn selbst in einer überwiegend männlich besetzen Taskforce Einigkeit herrscht, dass es so nicht weitergehen kann, ist der Fußball kein Vorbild, sondern hinkt in Sachen Geschlechtergerechtigkeit der gesellschaftlichen Entwicklung hinterher.
Der Weg ist noch weit
In dem Abschlusspapier sind viele gute und wichtige Impulse enthalten, die dazu beitragen können, Frauen und Geschlechtervielfalt insgesamt im Fußball zu stärken. Wir begrüßen, dass diese nun in einem Dokument mit DFL-Logo schwarz auf weiß festgehalten sind und somit nicht mehr ignoriert werden können. Gleichzeitig fällt es uns schwer, allein mit den im Bericht enthaltenen, teilweise voneinander losgelösten Aufzählungen einzelner Maßnahmen eine nachhaltige Strategie zum Abbau struktureller Ungleichheiten hin zu einem geschlechtersensiblen und inklusiven Fußball zu erkennen. Dabei ist für uns selbstverständlich, dass Frauen in all ihrer Vielfalt und Diversität von allen Maßnahmen profitieren sollten.
Damit es nicht bei Absichtserklärungen bleibt, sondern konkrete Maßnahmen zeitnah umgesetzt werden, begleiten wir diesen Prozess auch künftig kritisch und gestalten ihn konstruktiv mit. Als Impulsgeberinnen, Ansprechpartnerinnen und Expertinnen.
DFL-Präsidium und Vereine sind jetzt am Zug zu zeigen, dass sie die auch in der Pressekonferenz prominent genannte „Förderung von Frauen“ ernst meinen und endlich erste Schritte zu mehr Geschlechtergerechtigkeit im Fußball auf den Weg bringen.
F_in im Februar 2020
F_in ist das Netzwerk Frauen im Fußball, zu dem Mitarbeiterinnen der Fanprojekte ebenso gehören wie Frauen aus der Wissenschaft, des Journalismus und viele aktive weibliche Fans. Wir arbeiten seit vielen Jahren zum Thema Sexismus im Fußball und bieten vielen Frauen im Fußball einen Schutz- und Stärkungsraum.
*Für eine Einschätzung der Arbeit der DFL-Taskforce siehe die Pressemitteilung der sechs beteiligten Fanvertreter*innen, die wir uneingeschränkt teilen. Eine Bewertung des Abschlussberichts mit Blick auf einen inklusiven Fußball hat die BBAG veröffentlicht. Teilweise überschneiden sich die Kritikpunkte der BBAG mit denjenigen von F_in.