Pressemitteilung zu www.herthafreundin.de
Frauen wollen Fußball, keine Beautytipps
Hertha BSC greift in die Mottenkiste
Spätestens seit der WM 2006 und dem Hype des „deutschen Fräuleinwunders“ ist klar, dass beim Fußball auch mit Frauen Geld und Öffentlichkeit gemacht werden kann. Auf diesen Zug ist nun Bundesligist Hertha BSC aufgesprungen und präsentiert mit www.herthafreundin.de die erste „exklusive Internetseite für weibliche Fußballfans“. Die „neuen Wege“, die damit beschritten werden sollen, führen aber leider zu ganz alten Klischees. Denn den weiblichen Fans, die Adressatinnen der Website sind, müssen die Geheimnisse des Fußball erst einmal erklärt werden: Natürlich zuallererst … die Abseitsregel. Das geht, erfährt die verblüffte Userin, am besten anhand des Beispiels Schuhkauf, ganz artgerecht sozusagen. Beim Thema Fußballphrasen muss Sepp Herberger dran glauben, denn für Frauen erschließt sich ein Satz wie „Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten“ offenbar nicht ohne fremde Hilfe. Auch Schönheitstipps für die Hautpflege bei 90 Minuten im Freien, Blicke in das Privatleben der Hertha-Spieler und eine Abstimmung über den attraktivsten Kicker dürfen nicht fehlen.
Was das alles mit Fußball zu tun hat? Nichts. Und mit den meisten weiblichen Fans wohl auch nicht allzu viel. „Wir brauchen keine Beautytipps fürs Stadion“, erklärt Helga Numberger, Sprecherin von F_in Frauen im Fußball. „Wenn das die Art ist, wie die Vereine zukünftig auf unseren Wunsch nach Wahrnehmung reagieren, dann will ich lieber wieder ein Schattendasein am Rande des Männersports Fußball fristen.“
Prinzipiell begrüßt F_in das Interesse der Vereine, sich mehr für ihre weiblichen Fans zu engagieren, bei der Umsetzung jedoch sollte man in Zukunft ohne den Griff in die Mottenkiste auskommen. Immerhin findet sich auch auf www.herthafreundin.de ein Ansatz für eine größere Unterstützung von Frauen im Fußballbereich, nämlich die Vorstellung der weiblichen Mitarbeiter von Hertha BSC. Dass die Website selbst, wie von Vereinsseite behauptet, „von Frauen für Frauen“ gemacht wird, darf dagegen bezweifelt werden: Unter den Punkten Impressum und Kontakt finden sich dann doch wesentlich mehr Männer- als Frauennamen.