Kritik an Fanaktion 25.000+ in Düsseldorf: Zuschauerrekord ohne weibliche Fans?
Pressemitteilung (9. April 2009)
F_in und BAFF unterstützen die kritischen Stimmen der Düsseldorfer Fanszene gegen ein sexistisches Flyermotiv
In Düsseldorf kämpft die Fanszene schon lange gegen jegliche Art von Diskriminierung. Umso erschreckender ist die aktuelle Diskussion um einen sexistischen Flyer, der aus einem Fanforum hervorgeht. Beim Heimspiel der Fortuna gegen Union Berlin soll der Zuschauerrekord der Dritten Liga eingestellt werden. Dafür wirbt die Aktion „25.000+“. Eine schöne Initiative von Einzelpersonen, die sich über das Internetforum www.95erforum.de gefunden haben. Sie hat aber einen faden Beigeschmack, denn einer der sieben Werbeflyer zeigt den Körper einer Frau in Unterwäsche, der auf das vermeintlich „Wesentliche“ beschränkt ist: Die Brüste ragen weit in den Vordergrund, Kopf und Beine sind abgeschnitten. Darunter der Spruch: „Elf Freunde zählen mehr als zwei. …“
Interne Kritik an diesem plumpen Sexismus und dem Motiv, das eher dazu angetan ist, Frauen zu verprellen statt sie als selbstverständlichen Teil der Fanszene anzusprechen und zum Stadionbesuch zu ermuntern, wurde nicht berücksichtigt. Auf öffentliche Kritik folgten massive Beleidigungen: KritikerInnen wurden als Lesben, Prostituierte, als prüde und dumm bezeichnet, ihnen wurde sogar mit Gewalt und Vergewaltigung gedroht. Trotz der inhaltlichen Kritik, die aus der aktiven Fanszene kam und auch angesichts der heftigen Reaktionen darauf wurde der Flyer gedruckt und wird nun in der Region Düsseldorf verteilt und unter www.95erforum.de/25k zum Download angeboten. Aus der eigenen Fanszene wenden sich die Ultras Düsseldorf und der Supporters Club gegen den Flyer. Die bundesweiten Gruppen F_in „Frauen im Fußball“ und das Bündnis aktiver Fußballfans BAFF zeigen sich solidarisch. „Sind mit den 25.000 etwa nur Männer gemeint?“, fragt sich Nicole Selmer von F_in. „Ich jedenfalls fühle mich durch einen solchen Flyer beleidigt und hätte keine gesteigerte Lust, das Spiel zu besuchen.“
Fortuna Düsseldorf lässt kritische Distanz zur Aktion leider vermissen. „Den vermeintlich direkten Bezug auf Spiel, Landeshauptstadt und Fortuna, den der Verein lobt, kann ich bei dem Plakat jedenfalls nicht erkennen,“ wundert sich Fortuna-Mitglied und BAFF-Sprecherin Annika Hoffmann. „Durch solch plumpen Sexismus wird die Arbeit der aktiven Fans, die sich gegen Diskriminierung jeglicher Form wenden, konterkariert,“ kommentiert Hoffmann. „Die kritischen Reaktionen aus der aktiven Düsseldorfer Fanszene sind ein absolut positives Zeichen in dieser ansonsten peinlichen Sache,“ so Nicole Selmer als Vertreterin des Netzwerks F_in. „Die Macher der Aktion und die Befürworter des Flyers sind sich offenbar der Tragweite ihres Handelns nicht bewusst. Frauen werden im Stadion immer noch regelmäßig wegen ihres Geschlechts belästigt und beleidigt. Ein Flyer, der sich sexistischer Motive bedient, fördert auch ein solches Machoverhalten männlicher Fans. Dieser aktuelle Fall zeigt ganz deutlich: Sexismus wird noch immer nicht ernst genommen und ist in vielen Köpfen noch nicht als Problem angekommen.
Das Netzwerk Frauen im Fußball F_in ist ein Zusammenschluss von weiblichen Fans, Fanprojekt-Mitarbeiterinnen, Wissenschaftlerinnen und Journalistinnen aus dem Fußball und hat es sich zum Ziel gesetzt, Frauen im Fußballkontext sichtbarer zu machen und gegen Sexismus und Diskriminierung vorzugehen. Weitere Informationen: www.f-in.org
Das Bündnis Aktiver Fußball-Fans e. V. (BAFF) ist ein seit 1993 bestehender vereinsübergreifender Zusammenschluss von Fanclubs,
-initiativen, -zeitungen, -projekten, sowie Einzelmitgliedern. BAFF setzt sich ein für eine lebendige Fankultur, die frei ist von jeglicher Form von Diskriminierung, von übertriebener
Kommerzialisierung und unangemessener Kriminalisierung. Weitere Informationen: http://www.aktive-fans.de