Es tut sich was … – Fanaktionen gegen Sexismus
Seit einiger Zeit wenden sich immer mehr Fangruppen nicht nur gegen Rassismus, sondern auch gegen andere Diskriminierungsformen wie Antisemitismus oder Homophobie. Und auch Sexismus im Stadion wird zunehmend wahrgenommen, diskutiert und kritisiert.
Wir zeigen euch hier ein paar Aktionen und Choreos und freuen uns auch über Beispiele aus eurer Fanszene - schickt sie doch an info@f-in.org!
Übrigens: Die hier gezeigten Fotos und Texte verwenden wir mit Genehmigung der betreffenden Gruppen (Danke!). Wir bitten euch, vor der Weiterverwendung dort nachzufragen.
Grüße aus Wien
Auch bei F_in sind ja Frauen* aus Österreich dabei, dort hatten wir unser letztes Netzwerktreffen und nicht nur deswegen freuen wir uns über diese Grüße der antifa döbling. Die Fans des First Vienna FC schickten uns dieses Bild ihres Banners - hier beim Auswärtsspiel in Parndorf. Danke dafür & schöne Grüße auf die Hohe Warte!
Bravo – Cosa Nostra gegen Homophobie
Die Ultras der Cosa Nostra hatten sich früher mehrfach durch plumpe homophobe
Banner hervorgetan, damit scheint es jedoch vorbei zu sein. Gruppenintern hat es offenbar heftige Auseinandersetzungen zu dem Thema gegeben, bei der die machistische Fraktion der 1860-Fans den
Kürzeren (haha) gezogen hat.
F_in liegt ein Aufkleber der Cosa Nostra vor, der nicht nur mit einem mutigen Motiv das Thema „lesbischer Sex“ verhandelt (zu mutig für unsere kleine Website, leider …), sondern sich zudem auch
noch mit der Präsenz von Frauen* in der Fanszene auseinandersetzt – eine der Frauen* trägt ein CN-Tattoo. Ein klares Signal von München blau: „Gegen Homophobie und Sexismus – Frauen und Lesben
gehören bei uns selbstverständlich dazu.“ Danke, Cosa Nostra!
PS: Ironische Beiträge werden von der Redaktion nicht immer als solche gekennzeichnet.
„Tag der Vielfalt“: HSV-Fans engagieren sich auch gegen Sexismus
Beim „Tag der Vielfalt“, den Fans des HSV auf die Beine gestellt haben, hieß es „Wir ALLE sind der HSV – kein Platz für Diskriminierung!“ Zum Spiel gegen Frankfurt im Januar 2011 gab es z.B. eine
Choreo gegen Diskriminierung, einen Film, T-Shirts und super Aufkleber. Die von den Ultras initiierte und vom HSV-Fanprojekt unterstützte Gruppe erstellte auch eine Broschüre – und in der geht es
eben nicht „nur“ um Rassismus, sondern z.B. auch um Homophobie und Sexismus. Die HSVerInnen greifen die Diskussion aus Blickfang Ultra zu Frauen* in Ultragruppen auf, drucken ein Interview ihrer
Fanprojektlerin Geneviève Favé mit weiblichen HSV-Fans und diskutieren auch den Dauerbrenner Gendern von Texten.
Der „Tag der Vielfalt“ ist ein schönes Beispiel dafür, dass der Blick für Diskriminierung in den Fußballfanszenen immer umfassender wird: Die HSV-Fans denken Sexismus bei der
Auseinandersetzung um Diskriminierung einfach mit. Ausführlich berichtet die Koordinationsstelle der Fanprojekte
KOS.
Kritik an Blatter - "This is football's attitude"
Die Queer Football Fanclubs fordern Fifa-Präsident Blatter zu einer klaren Stellungnahme gegen Homophobie auf. Blatter hatte kürzlich auf die Frage, wie er sich die Situation im
WM-Land Katar für schwule (und lesbische, obwohl das möglicherweise niemand gefragt hat) Fans vorstellt, die Antwort gegeben, Schwule mögen doch auf Sex verzichten.
Ein guter Hinweis zu der Geschichte kommt von John Amaechi, schwuler Ex-Basketballer, der in einem Artikel im Guardian zitiert wird. Amaechi nimmt auch die Reaktion der anwesenden Presse in den Blick und
sagt sinngemäß: "Da stellt jemand eine sehr sinnvolle Frage, Blatter macht einen scheiß Spruch und die Kollegen Sportreporter klopfen sich auf die Schenkel. This is
football's attitude."
QFF regt zudem an, "Artikel 58 1a.) in den FIFA- Regularien, der sich gegen Diskriminierung wendet, um den Passus 'sexuelle Identität'“ zu erweitern. Jo, und wenn man gerade dabei ist: "Geschlecht" steht da auch nicht drin. Zur Situation von Frauen* in Katar kann die Fifa sonst auch gerne mal bei Amnesty International nachfragen.
Update nach kurzer Zeit: Herr Blatter entschuldigt sich.
FARE Action Week
Auch in diesem Jahr machen wir einen kleinen Rückblick auf Aktionen, die sich mit den Themen Sexismus, Homophobie oder auch der Rolle von Frauen* im Fußball beschäftigen.
Der Berliner Verein Seitenwechsel e.V. spendierte sich zum Anziehen und den ZuschauerInnen zum Angucken
tolle neue Trikots mit mehrsprachigen Schriftzügen: Fußball ist alles, auch weiblich/Football is everything even gay/El futbol es todo, aún musulmán usw.
Bei Alerta Düsseldorf gab es den Film „Football is Freedom“ zu sehen, den das Fanprojekt Darmstadt und die dortigen Ultras produziert haben und in dem es u.a. auch um Sexismus im Fußball geht. Außerdem gab es ein paar Tage später in Düsseldorf auch eine Diskussionsveranstaltung zum Thema Homophobie.
Der Film aus Darmstadt lief auch bei der Oldenburger Faninitiative, die vergangenes Jahr mit Blog und Broschüre zu verschiedenen Diskriminierungsformen aktiv war und dort auch das Thema Geschlechterrollen behandelt. Und der Rückblick auf die diesjährige Action Week zeigt, dass die OldenburgerInnen mit ihren Überlegungen zum Thema noch nicht durch sind: „Warum zum Beispiel haben wir im Gegensatz zu Meppen, Emden, Cloppenburg und Osnabrück immer noch keine VfB Frauenmannschaft? Warum müssen RollstuhlfahrerInnen weiterhin im Stadion bei Regen im Nassen stehen? Warum werden Personen in unserem Block nach wie vor aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, ihres Geschlechts ihrer Herkunft, ihres Körpers, ihrem sozialen Stand oder einfach weil sie nicht dem Recht des Stärkeren entsprechen, ausgegrenzt und diskriminiert? Lasst uns gemeinsam das Problem an der Wurzel packen und unser Ziel, für eine bunte und lebendige Kurve einzustehen, Taten folgen lassen!“
In Köln veranstaltete das AFK-Projekt (Aktive Fußballfans in Köln) zusammen mit dem AStA der Sporthochschule Köln und dem schwullesbischen Jugendcafé ANYWAY „Aktionstage gegen Rassismus und Homophobie im Sport“. Zu sehen war u. a. die Ausstellung der EGLSF „Gegen die Regeln. Lesben und Schwule im Sport“, außerdem gab es eine
Lesung aus unserem tollen Buch gender kicks. Gut so.
Mal raus aus Deutschland. In Warschau gab es Promotion für den Frauenfußball, und zwar fand am 22. Oktober unter dem Motto „She loves football“ in Kooperation von lokalen
feministischen Gruppen und dem Frauenfußballklub Chrzaszczyki eine Veranstaltung unter dem Motto „She Loves Football“ statt.
"Football is Freedom". Film zum Thema Diskriminierung und Fußball
Gemeinsam mit Fans der Darmstädter „Lilien“ haben das Fanprojekt Darmstadt und die Aktionsgemeinschaft bewegungsorientierte Sozialarbeit e.V. einen Film zum Thema Diskriminierung im Fußball gedreht. „Football is Freedom“ feiert am 2. Juni im Darmstädter CinemaxX (Goebelstraße 11, 64293 Darmstadt) Premiere, Beginn ist um 19.30 Uhr. Die gut einstündige Doku beschäftigt sich mit Rassismus, Sexismus und Homophobie und zeigt, wie Fans und Vereinen sich dagegen engagieren können. In den zahlreichen Interviews, u.a. mit Steffi Jones, Spielern des Darmstädter Vereins FC Bursaspor oder Sportjournalist Ronny Blaschke taucht auch F_in auf: Antje Hagel berichtet von ihren Erfahrungen und Beobachtungen.
Zu sehen ist der Film beispielsweise bei den einzelnen Stationen von Tatort Stadion und immer
mal wieder an unterschiedlichen Orten, zb im Rahmen der FARE Aktionswoche in Düsseldorf am Dienstag, 19.10.2010, 19:30 Uhr, Hinterhof, Corneliusstraße 108.
"Ultrà Sankt Pauli Femminile prügelt Männer aus der Gruppe
Nach langen Diskussionen haben wir, die weiblichen Mitglieder der Gruppe Ultrà Sankt Pauli, beschlossen, uns zur Rückrunde der Männer unserer Gruppe zu entledigen.
Seit Jahren lastet die gesamte Arbeit, die USP zu der Gruppe macht, die sie ist, allein auf unseren Schultern. Da wir es leid sind, den Ertrag unserer Arbeit in diesem sexistischen Feld Fußball, nur von Männern repräsentiert zu sehen, haben wir uns entschieden, zu drastischen Mittel zu greifen und in einer flashmobartigen Aktion die männlichen Mitglieder gewaltsam zum Gruppenaustritt zu zwingen (...)."
Die ganze Erklärung von USP Femminile im PDF:
Zur FARE Aktionswoche 2009 hat F_in in Kooperation mit lokalen Gruppen einen Stand beim Heimspiel von Fortuna Düsseldorf gemacht. Und erfreulicherweise gab es (wie 2008 in Darmstadt) auch in anderen Szenen Aktionen:
Hannover: "Brigade Nord" gegen Sexismus
Mit einem Transparent beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart bezog die "Brigade Nord" Stellung in der Kurve und heißt dort jede und jeden willkommen. Gut so! Außerdem veröffentlichten die 96-Fans ein Infoblatt zum Thema, in dem sie sich auch kritisch mit dem Motiv einer Imagekampagne des Vereins auseinandersetzten.
FARE-Woche 2009 beim VfB Oldenburg
Die Oldenburger Faninitiative präsentierte eine Choreo unter dem Motto "VfB kennt keine Grenze: außer Diskriminierung" und mit einer Broschüre auch Nachhaltigeres zum Lesen. Die Texte zu verschiedenen Diskriminierungsformen gibts auch online zu lesen, "Geschlechterrollen" ist eines der Themen.
Gab es auch bei Euch kleine oder größere Aktionen,
die wir hier vorstellen können? Dann meldet Euch!
Nicht nur "Münchener Jungs"
Beim Heimspiel gegen Leverkusen im Mai 2009 gab es von der Schickeria München eine Choreo gegen Sexismus, in der sie einen der Stadion-Klassiker thematisierte: "Der 12. Mann kann auch eine Frau sein!"
Im Infoheft der Gruppe heißt es dazu: "Wir sehen die Schickeria als den Versuch, die Gruppe als eine bessere Gemeinschaft aufzubauen, als es die Gesellschaft ist.
Die Frage, ob jemand ein 'guter' Ultrà ist, ist für uns keine Frage des Geschlechtes, sondern des Engagements. Deswegen haben wir als Gruppe den Anspruch und das Ziel, jede Form von Diskriminierung, auch die von Frauen, abzubauen."
Seit dieser Saison hat die Schickeria auch einen Doppelhalter dabei und so ist das Motto fight sexism dauerhaft im Stadion präsent.
Fortuna ist für alle da!
Ultras Düsseldorf positionieren sich deutlich gegen Sexismus
„uns ist egal, welches Geschlecht, welche sexuelle Orientierung, welche Hautfarbe, welche Religion oder welche Herkunft unsere Fans haben. Fortuna ist für alle da! Aber genau deshalb wollen wir es nicht mehr weiter hinnehmen, dass Fußball rein als männliche Veranstaltung begriffen wird und Frauen innerhalb der Fanszene immer noch nur als Anhängsel ihrer Freunde oder Männer gesehen werden, denen nicht zugetraut wird, genauso viel Leidenschaft und Fachwissen mitzubringen, wie es die männlichen Kollegen tun. (…) Für eine freie Kurve! Hate sexism, love Fortuna!“
Den Anlass für die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Sexismus in der aktiven Düsseldorfer Fanszene findet ihr hier, die zweiseitige Positionierung von UD hier.
In ihrem schönen Text „If I were a boy” fragen die Senorithas aus Jena, was denn eigentlich eine Unterscheidung zwischen Jungs und Mädels rechtfertige:
„wir wollen uns nicht rechtfertigen müssen für das was wir tun! Wir wollen akzeptiert werden, denn wir leben diesen Sport, wie viele andere Mädels auch. Wir geben 100%, 90 Minuten lang und versuchen unseren Verein bis aufs Letzte zu unterstützen. Ist das alles weniger wert, nur weil wir Frauen sind?! Muss ich mich wirklich verkleiden und auch den letzten Funken Weiblichkeit ablegen, nur um auch etwas Anerkennung für mein Tun zu bekommen?! Wir betrachten Rassismus als veraltete Erscheinung, aber legitimieren es, wenn Frauen auf Grund ihres Geschlechtes anders behandelt werden. Ist das nicht auch diskriminierend? Muss ich meinen Namen in den Dreck ziehen lassen, damit gegnerische Fangruppen etwas zum provozieren haben? Und muss ich das alles weiterhin übersehen, um in der Männerwelt akzeptiert zu sein? ... Wir haben es alle gemeinsam geschafft, den Rassismus aus unseren Stadien zu vertreiben und nun ist es an der Zeit gemeinsam den nächsten Schritt zu gehen und nicht mehr wegzusehen, sondern auch dem Sexismus den Kampf anzusagen!
Gemeinsam werden wir es schaffen, beim Fußball und überall!“
Die Jenaer Frauen planen, ihre Aufklärungsarbeit durch Workshops und kleineren Aktionen fortzusetzen: „denn die Liebe zu einem Verein kennt keine Geschlechter". Wir sind gespannt auf mehr!
"Sektion Niedlich" klingt erstmal nett, sagt aber was Sache ist. Die Webinitiative von Fußballfans gegen Sexismus und Homophobie setzt sich mit einigen beliebten Klischees und Sprüchen zum Thema auseinander, mit Ironie statt erhobenem Zeigefinger. Zum (auch von uns gelegentlich verwendeten) Begriff "Frauenfußball" schreibt die Sektion z.B. völlig zu Recht: „Es gibt Kinderfußball, dort gelten die Abseits- und Rückpassregeln nicht. … Es gibt Blindenfußball, da spielt man mit einer Rassel im Ball. Es gibt Beachsoccer, den spielt man auf Sand. … Aber so etwas wie Frauenfußball gibt es nicht. Oder wo liegt da der Unterschied?“
BAFF mobilisiert gegen Sexismus und Homophobie
Beim diesjährigen Wintertreffen beschloss das Bündnis aktiver Fußballfans (BAFF), fortan seinen Schwerpunkt auf die Arbeit gegen Sexismus und Homophobie zu richten.
Sexismus und Homophobie sind noch immer die Nummer Eins der Diskriminierungen in Fußballstadien und zugleich die, die unter Fans und Funktionären gleichermaßen am häufigsten toleriert werden. BAFF e.V. lehnt eine solche „Hierarchie der Diskriminierungen“ ab und hat sich, auch angesichts der zumeist symbolpolitischen Bemühungen von DFB und DFL gegen Rassismus, dazu entschlossen, seinen Schwerpunkt auf die Arbeit gegen Sexismus und Homophobie zu richten und alle Fangruppen zur Beteiligung aufzurufen.
Hauptpunkt ist die Idee, dass Fangruppen an der bevorstehenden Aktionswoche gegen Diskriminierung des Netzwerks Football Against Racism in Europe (FARE) im Oktober 2009 mit einer Stadionaktion gegen Sexismus teilnehmen. Generell gehört zum Aktivwerden jedoch, in den eigenen Fanszenen wachsam zu sein und bei Sexismus und Homophobie im eigenen Fanumfeld verbal und selbstregulierend einzuschreiten.
Wanderausstellung „Tatort Stadion. Diskriminierung im Fußball“
Angeregt von der Bremer Gruppe „Racaille Verte“ wird die Vernissage der Neuauflage von „Tatort Stadion“ voraussichtlich im Frühjahr 2010 in Bremen stattfinden. Nachdem die Ausstellung zwischen 2001 und 2005 in ca. 100 Orten gezeigt wurde und noch immer zahlreiche Anfragen vorliegen, hat sich BAFF dazu entschlossen, eine neue Version zu erarbeiten. Auch hier werden Sexismus und Homophobie thematische Schwerpunkte bilden. Um die Unabhängigkeit von Fußballverbänden zu sichern, können Fangruppen, fußballinteressierte Projekte und Einzelpersonen mit einer Einlage von 300 Euro die Patenschaft einer Schautafel übernehmen. Die Ausstellung wird ehrenamtlich erstellt, sodass nur die Kosten für Layout und Druck aufgebracht werden müssen. Nach der Präsentation in Bremen soll die Ausstellung durch den deutschsprachigen Raum touren. Interessenten bitte melden bei Martin Endemann unter endi@aktive-fans.de
Einen Vorgeschmack auf die Ausstellung findet Ihr hier
Mehr bei BAFF oder im folgenden PDF:
Toll war die Aktion aus Darmstadt im Rahmen der FARE-Aktionswoche 2008 gegen Rassismus und Diskriminierung:
Ultras Darmstadt haben gemeinsam mit der Jugendsektion Youth Side und der Gruppe Mujeres Libres eine Aktion zum Thema Sexismus und Diskriminierung von Frauen* im Fußball gemacht. Es gab eine Choreografie unter dem Motto sexism sucks - football is for u and me, Flyer, Infos in der Heimspielzeitung der Ultras „Ausnahmezustand“ sowie zwei Artikel im offiziellen Stadionmagazin des Vereins. Die Gruppen selbst dazu:
Die Gruppe MUJERES LIBRES besteht aus ultraorientierten Frauen zwischen 14 und 30 Jahren, welche als Anlaufstation für alle weiblichen Lilienfans fungiert und gemeinsam mit ULTRAS DARMSTADT und YOUTH SIDE verstärkt gegen Sexismus und Homophobie vorgeht. [...] einen Block, frei von Rassismus, Sexismus, Homophobie und Diskriminierung jeglicher Art zu schaffen ist das gemeinsame Ziel der Gruppen, welches von vielen aktiven Fans geteilt wird.
Wir hoffen mit dieser Aktion ein Stück weit Aufklärungsarbeit geleistet zu haben, auch wenn wir uns darüber im Klaren sind, dass in einer Gesellschaft, in der Sexismus und die Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen zum „guten Ton“ gehören, es schwer werden wird, einen Freiraum für fußballbegeisterte Männer und Frauen, ganz gleich welcher sexueller Orientierung, zu schaffen. Daher sehen wir die Aktion zur FARE-Aktionswoche als Einstieg in eine gut argumentierte und dauerhafte Aufklärungsarbeit zu diesem Themengebiet.
Mehr zu der Aktion bei Alerta oder Ultras Darmstadt.
Bei Fortuna Düsseldorf reagierten männliche und weibliche Fans sehr skeptisch auf die (zunächst) speziell auf Frauen zugeschnittene Marketingkampagne Schluffmarie. Neben einer bissigen Stellungnahme des Supporters Club Düsseldorf: Schluffmarie: Kochen, Einkaufen, Maul halten! erschien auch der Kommentar Schlimm, schlimmer, Schluffmarie im Fanzine Schlossturm. Der Autor Daniel Marten fragt sich, warum gerade weibliche Fans weniger an sportlichen Fragen als an des Spielers Wahl der Unterhosen („Boxershorts oder Panty?“), seinem Lieblingsparfum, Shoppingmöglichkeiten oder Rezepten interessiert sein sollten:
Vorurteile, gegen die weibliche Fans immer wieder mühsam kämpfen müssen, bestehen schon viel zu lange. (...) Mittlerweile sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass weibliche Fans mit in der Kurve stehen, auswärts fahren und sich genau so freuen und leiden wie alle anderen auch. Das Projekt „Et Schluffmarie“ ist ein Rückfall in völlig veraltete Denkmuster und strotzt vor Sexismus. Da kann sich „frau“ bei Fortuna ja nur freuen, dass sie noch bei der Jahreshauptversammlung wählen darf.
Ebenfalls im Rahmen der FARE-Aktionswoche 2008 fand bei St. Pauli die Aktion „Fußball – das Spiel des weißen, heterosexuellen Mannes?!“ der Gruppe Queerpass statt, die sexistisches und homophobes Verhalten kritisierte:
Auch wenn man es nicht glauben mag – „Ey, du scheiß Schwuchtel!“ oder „Ey, du alte Fotze“ sind gar nicht seltene Beschimpfungen am Millerntor. Solch sexistische oder homophobe Beschimpfungen haben weder am Millerntor noch im Fußball allgemein etwas zu suchen. Denn wenn Bibiana Steinhaus als Fotze beschimpft wird, steckt meistens das Bild dahinter, dass Frauen im Fußball nichts zu suchen haben. […] In vielen Köpfen ist Fußball eben noch das Spiel des weißen, heterosexuellen Mannes.
Hier gibt es noch mehr dazu
Mit seiner Marketingaktion „Braun-weißer Frauentag“ stieß der FC St. Pauli im Oktober 2008 keineswegs auf ungeteilte Begeisterung. Dabei wollte man sich doch „mal wieder von seiner spendablen und charmanten Seite“ zeigen und offerierte Frauen Tickets zum halben Preis – nämlich die für die bisher nicht so doll besuchte, erweiterte Nordtribüne. Dazu bekamen die Kundinnen „galant eine Blume überreicht“. Schön und gut, dachten sich einige Fans, aber die Probleme von Frauen im Stadion liegen dann doch woanders. Das schrieben sie dann auch in zwei Artikeln in der Gazzetta d’Ultrà:
„Um an diesen ausgrenzenden Verhältnissen etwas zu verändern, bedarf es mehr als einer charmant gemeinten Geste (…). Wir wollen anerkannt und respektiert werden als das was wir sind: Fans des FC St. Pauli. Was wir brauchen ist echtes Engagement und Ehrlichkeit um den vorherrschenden sexistischen Normalzustand zu überwinden, am Millerntor und auch überall sonst!“
Fast schon zu schlecht kommen Fußball(er)-Groupies in einem sarkastischen Brief der Chicas (Schickeria München) an die Herthafreundinnen weg. Die Kernaussage des Briefes ist eindeutig:
Rosa Merchandise:
"Was Marketingabteilungen meinen, was Frauen wollen"
Es muss nicht gleich antisexistisches Engament sein, aber auch das Thema Merchandise löst in einigen Fanszenen Kritik aus. Denn Frage "Was Frauen wollen?" beantworten sich Marketingstrategen nämlich allzu häufig mit: "Trikots im Girlie-Schnitt" (so weit ja okay), aber nicht in den Vereinsfarben, sondern "am besten nur in rosa". Dazu aus aktuellem Anlass (Fanartikelkatalog 06/07) ein Artikel auf schwatzgelb.de, dem BVB-Fanzine im Netz.
In Frankfurt gibt es einen Schal mit rosa Adler und der stieß auf harsche Kritik (wurde aber wohl auch gut verkauft; mehr dazu bei hr-online). Auf der Seite STOPPT ROSA! sprachen sich Fans "entschieden gegen den Verkauf unserer Tradition und gegen das Verwenden von falschen Farben für unseren Vereinsadler aus." Dort heißt es auch: "Frauen wollen in der Männerdomäne Fußball ernst genommen und gleich behandelt werden. Warum brauchen wir dann Fanartikel extra in „Girlie“-Farben?"
Natürlich war das längst nicht alles!
Schickt uns Hinweise auf Aktionen, Aufkleber und Äußerungen an info@f-in.org, damit wir sie auch dokumentieren können!